Der Pinsel
Nervös lief Damian hin und her. Warum wollte Saladin ihn jetzt
sehen? Er war so wütend – Auf sich und auf Perla. – aber das war
jetzt nebensächlich. Würde er Ärger bekommen, weil er sein Schwert
an Brandon zurückgegeben hatte? Sah mein das als Verweigerung?
Konnte man ohne Schwert kein Held werden? Der Zauberer erschien.
„Bist du dir sicher, dass du kein Schwert möchtest?“ Er lächelte
und zog Helias Zeichenblock aus seiner Kutte hervor. „Jeder Held
hat seine eigene Waffe. Deswegen nennen wir sie ja auch Spezialisten.
Sieh her -“, der Alte winkte Damian zu sich. „Deine Bilder hier,
die sind doch etwas besonderes, findest du nicht?“ „Ich weiß
immer noch nicht wie ich das gemacht habe.“, gab der Junge zu und
nahm endlich die Hände aus den Hosentaschen. „Timmy ist begeistert
von deiner Karte. Weißt du wie du die gemacht hast?“, fragte
Saladin geduldig. „In unserem Buch gab es viele Geschichten von
Magix. Jedes Mal wenn ich sie gehört habe, habe ich gezeichnet.“
Damian erinnerte sich an das kleine Licht, dass ihm in der Dunkelheit
gerade genug licht gab um seine Zeichnung und die begeisterten Augen
seiner Schwester im bett neben ihm zu sehen. „Magix.“, flüsterte
er überzeugt. Saladin Nickte. Er deutete auf die große Waage in
der Mitte des Raumes. „Was denkst du ist das Gegengewicht zur
magischen Dimension, Junge?“ Damian stutzte. „Das Magische
Universum gleicht sich doch selbst aus? Das Gegengewicht zum Goldenen
Königreich ist Omega. Magix hält die beiden in der Schwebe. Das
Universum ist ausgeglichen, gut und böse zugleich.“ wieder nickte
der Zauberer. Er stellte eine Figur auf die Waage, und ein Loch tat
sich im Boden auf. Es gab den Blick auf eine lange steile Treppe
frei. „Komm mit.“, forderte Saladin. Damian gehorchte.
Nach einem kleinen Marsch standen sie in einer Halle, deren Decke
sehr niedrig war. „Athena? Bist du da?“ rief Saladin. „ Zu
Diensten!“, die Stimme ließ vermuten, dass Athena eine Elfe war.
„Bring mir bitte den Kristallpinsel.“ Saladin drehte sich zu
Damian um: „Sie lebt ewig hier. Sie weiß am besten wo alles ist.
Seit es diesen Ort gibt, beschützt sie ihn. Sie ist sein Gegenpol.“,
erklärte er. – Dafür, dass die Elfe schon ewig an diesem Ort
lebte, sah sie sehr jung aus, fand Damian. Ie überreichte dem
Zauberer eine lange, mit Gold verzierte Röhre. Er öffnete das Ding,
und übergab Damian den Inhalt: einen Pinsel aus Kristall. –
Solche Kristalle hatte der Junge schon mal gesehen. „Im
Labyrinth!“, dachte er laut. „Dieser Pinsel wurde von den
Ältesten gefertigt, um eine Prophezeiung zu erfüllen. Er ist die
ideale Waffe für dich. – Üb mit dem Schwert trotzdem weiter.“
Damian starrte auf den Pinsel in seiner Hand. „Welche
Prophezeiung?“, fragte er, beinahe vorsichtig. „Die vom Herzen.“
entgegnete der Alte, als wäre es nicht wichtig. „Welchem Herzen?“,
wollte Damian wissen. Er kannte diese Geschichte nicht, aber sie
schien mehr als wichtig zu sein.Dennoch wechselte Saladin Abrupt das
Thema: „Nun zu dem Pinsel: er ist wertvoll. Sehr sogar. Nur du
weißt wie man ihn gebraucht. Aber du kannst das nur ein Mal tun. So
steht es geschrieben.“ Als er merkte, dass der Junge ihn nicht
verstand, seufze Saladin. „Geh ins Magische Archiv.“, befahl er
dem Jungen. „Wo ist das?“ – Der alte Mann stöhnte. „Ja weißt
du denn gar nichts? – Es ist in Alfeea du Dummkopf!“ Damian biss
sich auf die Lippe. „Geh zu Concorda, und frag sie nach der
Goldenen Geschichte. Vielleicht hat sie sie noch.“, kommandierte
Athena. „Aber.“, Damian wollte jetzt nicht nach Alfeea. Aber er
musste erfahren was es mit diese Pinsel auf sich hatte. Woher wusste
Saladin wer Damian war, wenn der es nicht einmal selbst genau wusste?
Was hatte er mit dieser Prophezeiung zu tun? Und seit wann brauchte
ein Planet ein Herz? „Nimm den Tunnel!“ Athena deutete auf ein
Loch in der Wand. Du kommst im Keller raus. Das Archiv findest du
ganz leicht. Es ist im Erdgeschoss, gegenüber vom Spiegel.
„Spiegel“ dachte Damian. Dieses Universum war voll davon. Er
hatte sich noch nie so oft selbst gesehen wie nach seiner Ankunft in
Magix.
Das Tunnelsystem kannte er aus einigen Geschichten. Es dauerte nicht
lang, bis er im Keller der Feenschule stand. Jetzt war der Junge
selbst überrascht wie gut er Magix aus Geschichten kannte, und wie
genau seine Karten – die er alle im Gedächtnis bewahren konnte –
tatsächlich waren. Er verließ den Keller der Feenschule. Hier drin
kannte er sich nicht wirklich aus. Er wusste nur, wo er jetzt nicht
lang laufen wollte. Eine Weile irrte er über den Flur. Schließlich
fand er den Spiegel, doch gegenüber war nichts. Eine leere Wand?
Nein. Im Spiegel sah er einen Türknauf. Vorsichtig öffnete Damian
die Tür.
„Wer ist da?“ , fragte die Stimme einer Elfe. „Concorda? Mein
Name ist Damian – Athena schickt mich. – Ich bin auf der Suche
nach der Goldenen Geschichte.“ Die Elfe kam von einem der vielen
Podeste zu ihm geschwebt. Erst musterte sie den Jungen. „Du sagst
Athena schickt dich?“, hakte sie nach. Damian nickte und zog den
Pinsel hervor: „Den hat Saladin mir gegeben.“ Concorda schien
überzeugt. „Die Goldene Geschichte. Ich werde sehen ob ich die
finden kann.“, sie flog hinauf zu einen der Podeste. Sogleich waren
einige geflügelte Tiere zur Stelle, die ihr halfen Bücher zur Seite
zu räumen. Wie viele Bücher wohl in diesem Archiv standen? Wenn er
Perla diesen Ort zeigen würde, dann bekäme niemand sie hier so
schnell wieder raus. Immerhin liebte sie Geschichten. Wie viele
Welten könnte man hier entdecken, wenn man eines der Bücher
aufschlug? – Aber Perla hatte ja keine Zeit mehr, um sich zu
amüsieren. Wahrscheinlich hatte sie nicht mal mehr Spaß daran die
Bücher zu lesen. Wie auch, ohne das Funkeln in ihren Augen? Es war
verschwunden, und tauchte viel zu selten wieder auf. Perla fing an
einzusehen, dass Magix nicht das Wunderland war, für das sie es
gehalten hatte. Auch wenn Damian das immer klar gewesen war, wünschte
er sich nichts mehr, als unrecht gehabt zu haben. Er wünschte sich
das Glück, das seine Schwester ihm versprochen hatte. Ihr Optimismus
fehlte. Concorda hatte das Buch gefunden. „Hier Junge.“, die
kleinen Tiere überreichten es ihm. „Seif vorsichtig damit. Es ist
selten geworden, weißt du?“ Damian nickte und sah sich das Buch
genau an. Concorda deutete auf den Pinsel: „Hast du ihn schon
ausprobiert?“ Damian schüttelte verwundert den Kopf: „Saladin
sagt, das geht nur ein Mal“ Die Elfe kicherte empört. „Dieser
Greis kann wirklich nichts erklären.“ Sie nahm ihm den Pinsel ab.
„Der Prophezeiung zur Folge kann man ihn nur ein Mal als Waffe
benutzen. Aber als Magischer Pinsel funktioniert er in den Händen
des richtigen Menschen immer.“ Concorda wedelte mit dem funkelnden
Werkzeug. Das Seepferdchen gab es an Damian zurück. „Mach die
Augen zu.“, forderte die Elfe. „Und dann zeichne. Zeichne etwas,
was du in deinem Herzen siehst. Etwas was alle Glücklich machen
kann, die es verdienen. – Um die Prophezeiung kümmern wir uns
später.“ Damian schloss die Augen und hob den Pinsel in die
Luft. Er dachte an Lynphea, den ersten Ort dieser Dimension, den er,
Verrigo und Perla je gesehen hatten. Er dachte an Miele. An Blumen.
Farbenfrohe, duftende Blumen. „Bravo!“ rief Concorda, nachdem der
Junge den Pinsel wieder abgelegt hatte. Ein riesiger Blumenstrauß
schwebte vor ihnen. Eine Blüte hübscher als die andere. „Neun.“,
stellte die Elfe fest. „Eine für jede Winx. Eine für Miele, für
meine Schwester und für ihre Elfe.“ Er hob den Pinsel noch ein
mal an: „Die hier ist für dich.“, er lächelte und reichte
Concorda eine blaue Glockenblume, die genau zu ihrem weiten Kleid und
dem spitzen Hütchen passte. „Vielen dank, mein Junge. – Mit
einem Naturtalent wie dir kann sich die Prophezeiung ja nur zum guten
wenden.“, sie lächelte als sie bemerkte, dass ihm das Kompliment
unangenehm war. „Du musst dich nicht schämen! Der Pinsel gehört
in jedem Fall dir. Jetzt musst du nur noch jemanden finden, der die
Geschichte lesen möchte.“
Mit dieser neuen Erkenntnis, dem Buch und dem Blumenstrauß verließ
Damian das Archiv. Seine Schwester musste die Geschichte zu lesen
bekommen. – Aber er hatte keine Lust sich mit ihr anzulegen. Perla
war furchtbar wenn sie beleidigt war. Besonders wenn sie Unrecht
hatte. Auf dem Flur zum Keller hörte Damian plötzlich ein tiefes
Pfeifen. – Es wurde immer wieder von wütendem Gebrummel
unterbrochen. Auf der Suche nach der Geräuschquelle stolperte Damian
gegen etwas: Ein großer, gelber Oger stand dem Jungen gegenüber.
Das Monster Grunzte. „Bleib weg von mir, ich... ich bin ein
Spezialist!“, stieß Damian hervor und richtete den Kristallpinsel
auf seinen Gegner. „Ach. Und ich bin ein wütender Hausmeister!“,
lachte Knut. Er sah, dass der Junge angst vor ihm hatte. Der Oger
reichte ihm eine Hand: „Also, ich heiße Knut, bin der Hausmeister,
und ich hatte nicht vor jemandem weh zu tun. Ich tue nicht gern
anderen weh.“ „Aber warum grummelst du dann so?“ , wollte
Damian wissen. „Ich bin so ein Tolpatsch. Ich habe meinen Besen aus
versehen zerdrückt. – Schon wieder.“ Damian hatte eine Idee:
„Ich kann dir einen neuen Besen malen, wenn du mir einen Gefallen
tust, und diese Sachen zu den Winx Feen bringst.“ Knut war
einverstanden, und sah Damian dabei zu wie der seinen Teil des
Tausches erfüllte. „Ich hab' den Besen so gezeichnet, dass du ihn
nicht mehr zerdrücken kannst. Der Stiel ist aus Kristall. Den
bekommt niemand kaputt.“ Beglückt über den Tausch machte sich der
Hausmeister auf zur Wohnung der Winx. Damian ging durch die Tunnel
zurück in die Rote Fontäne.
Egal was Musa auch tat, seit drei tagen konnte sie sie sich über
nichts mehr freuen. Riven machte es nicht gerade besser. Seine Laune
war – naja, Rivens Laune eben. Sie sah aus dem Fenster während sie
auf ihrer Querflöte spielte. – Öffne nur dein Herz. – Warum
fiel ihr das bloß so schwer? Hatte Perla etwas damit zu tun? Knut
klopfte an die Eingangstür: „Hübsches Lied, Musa! Ich soll die
hier abgeben.“ Er überreichte ihr den Blumenstrauß und das Buch.
„Eine lecker duftende Blume für jede von euch. – Und das Buch
ist für eure Schülerin.“ Musa nickte. „Ich gehe dann mal
weiter“, verabschiedete sich Knut. „Mal sehen wie schnell sich
die Eingangshalle mit so einem Kristallbesen fegen lässt. – Jetzt
muss ich nicht alle fünf Minuten einen neuen holen.“ , freute er
sich.
Musa gefielen die Blumen sehr. Jede von ihnen sah aus, als wäre sie
etwas besonderes. Und an jeder hing ein kleiner Zettel. Auf dem, der
an der Großen Orchidee festgebunden war, deren blüte von einer
dunkelroten Mitte mit goldenen Pollen zu einem weißen Rand mit
hellen rosa Sprenkeln verlief, stand ihr Name. Die Fee der Musik
genoss dieses Geschenk einen Moment lang ganz für sich. Dann öffnete
sie sie Tür zu Stellas Zimmer. Darin herrschte mehr Chaos als
üblich. „Oh Musa! Wie gut, dass du vorbei kommst!“ Die
Prinzessin klang verzweifelt: „Wir können uns einfach nicht
entscheiden, was wir zu Blooms und Skys Ball Tragen sollen. –
Möchtest du, dass unsere Kleider harmonieren, oder lieber, dass jede
etwas ganz eigenes bekommt?“ – „Nie hat diese Schleife die
richtige Größe!“, stöhnte Perla vor dem Spiegel: „Eigentlich
muss ich Zugeben, dass ich gar keine Ahnung habe, was man zu so einem
Ball trägt. Aber... nein, jetzt ist die Schleife zu klein. Außerdem
ist das nicht die richtige Farbe für mich.“
Musa schien mehr als empört: „Stella, komm her!“ – Sie zog die
Prinzessin aus ihrem Zimmer und schlug die Tür zu: „Wir haben im
Moment wichtigere Sorgen als den Ball. Wenn wir uns nicht bald um
den Baum des Lebens kümmern, kannst du vergessen dass du überhaupt
ein Kleid gesucht hast.“, erinnerte sie vorwurfsvoll. „Und was
ist mit Perla? Ich dachte sie soll hier etwas lernen! Das Schuljahr
beginnt in weniger als fünf Tagen, und sie weiß nicht mals die
Hälfte von dem, was im Einstellungstest gefragt ist.“ Stella war
beleidigt: „Wer braucht schon diesen Test? Ich werde sie Sponsern,
wenn sie kein Stipendium bekommt. – Eine Prinzessin kann auch
spendabel sein. Du hingegen bist seit Tagen nichts als eine
Spaßbremse. – Bevor sie fliegen kann, muss die kleine lernen sich
zu amüsieren.“ Musa schüttelte den Kopf. „Erzieh' du sie ruhig
zu einem verzogenem Prinzesschen. Wir werden ja sehen wie weit uns
das noch bringt. Ich jedenfalls habe das Gefühl, dass sie überhaupt
nichts lernen will! – Irgendwoher kommt mir das bekannt vor. Ich
dachte, du wüsstest es inzwischen besser.“ , Musa wollte gehen,
aber ihr fiel etwas ein. „Da liegt Fanpost für euch. Gib ihr das
Buch, vielleicht ist ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren.“
Kimbee freute sich riesig über ihre Blume. Sie war groß, weit, und
hatte die selben Farben wie ihre Kleidung: es begann mit gelbem
Blütensaub, wurde in der Mitte Orange, und zum Rand hin so knallig
rot wie ihre Stiefel. Sie duftete wunderbar nach Wärme, Geborgenheit
und einem bisschen wildem Wind. Dieser Duft lies die Elfe in ihren
wohlverdienten Schlummer sinken. Perla betrachtete sie. Der
Blumenduft im Zimmer machte sie glücklich, aber noch glücklicher
war sie darüber, selbst so ein schönes Geschenk erhalten zu haben:
Eine Tulpenähnliche Blume in den Farben eines Sommerlichen
Sonnenuntergangs. Sie stellte ihre und Kimbees Blume behutsam in sie
Vase auf Stellas Komode, in der bereits ihre gelbe Azalee thronte.
Mit einem magischen Schnips hatte sie sich den bequemen Pyjama
angezogen, und legte sich ins kuschelweiche Bett. „Danke,
Brüderchen.“, dachte sie verträumt und blätterte ein wenig in
der Goldenen Geschichte, bevor sie zufrieden einschlief. Scheinbar
hatten beide heute etwas nützliches gelernt.
Na, Liebe Leser?
Wie Gefällt euch Damians Überrachung? Was denkt ihr hat es mit der 'Prophezeigung' aufsich?